Gestern Abend war ich zu Besuch im Smart City Lab Basel. Nicht einfach so, sondern wegen des gemeinsamen Smart City Community-Events, das Smart City Lab Basel und Smart Regio Basel gemeinsam ausrichteten. Nachdem ich in den letzten Wochen eine Konferenz in London und die Expo in Barcelona besucht habe, darf ich feststellen, dass das Format im Smart City Lab Basel in punkto nachhaltiger Vernetzung von Akteuren und Projektansätzen den Grossen vielleicht sogar ein Stück weit überlegen ist. 

Anja Riedle (SBB) und Elias Schäfer (Smart Regio Basel)

Grund dafür: die Struktur des Abends. An sechs Tischen gab es zu je einem Smart City Thema 15minütige, von ExpertInnen geleitete Gesprächsrunden. Alle TeilnehmerInnen des Events konnten zwei Tische auswählen, für deren Schwerpunkte sie sich besonders interessierten. So durchmischte sich das Publikum mehrfach am Abend, durch die Unterteilung in kleinere Arbeitsgruppen entstand dabei ein reger, themenspezifischer Austausch.

Das Smart City Lab Basel hat mittlerweile 22 Partner

Eingeleitet wurde der Abend durch eine kurze Begrüssung der Gastgebenden, namentlich Anja Riedle von der SBB und Lukas Ott vom Kanton für das Smart City Lab Basel sowie Elias Schäfer für Smart Regio Basel. Anja Riedle berichtete, dass das Lab mittlerweile 22 Partner gefunden habe - aber auch so war deutlich spürbar, dass in den letzten Wochen und Monaten viel passiert ist auf dem Areal Wolf: die konzentrierte, neugierige und professionelle Atmosphäre während der gut besuchten Veranstaltung sprach für sich selbst. 

Lukas Ott, Basels Stadtentwickler, positionierte das Smart City Lab Basel als “Schaufenster für gemeinsame Smart City Aktivitäten” und einen “Verdichtungsraum” für smarte Projekte. Angesichts der Konfrontation mit grossen Herausforderungen wie der demographischen Entwicklung, dem Klimawandel und der Urbanisierung könne man froh sein, in Basel diesen physischen Ort zu haben, an dem Smart-City-Akteure in Austausch treten und gemeinsame Lösungen entwickeln können.

Verdichtungsraum für konstruktive Lösungen für die Region

Elias Schäfer betonte, dass das Zusammenspiel von Smart City Lab Basel und Smart Regio Basel die Chancen auf Entwicklung und Anwendung konstruktiver Lösungen für die Region erheblich steigere. Gemeinsames Ziel sei es, “smarte Ideen ins Smart City Lab Basel zu holen, zu entwickeln und die dabei erzielten Ergebnisse durch Smart Regio Basel wieder in den Stadtraum zurückzuführen”.

Meine zwei Mal 15 Minuten habe ich an den Thementischen “Open Data” und “Smart Food” verbracht. Am OpenData-Tisch stellte Jonas Eckenfels von der Fachstelle Open Government Data des Kantons Basel-Stadt die neue Datenplattform vor. Interessierte Nachfragen führten zu neuen Ideen und der Erkenntnis, dass Basel mit seinem neuen Datenportal schweizweit eine Führungsrolle im Bereich Open Government Data einnehme. 

Ein wichtiger Punkt war die Frage, wie man Anreize dafür schaffen könne, in Zukunft auch private Anbieter dazu zu bewegen, ihre Datensätze öffentlich zur Verfügung zu stellen. Smart Regio Basel hat sich mit seinem bei der letzten Smart Suisse ausgezeichneten Projekt “Regional Data Space” bereits auf die Suche nach Antworten begeben. 

Auf der Suche nach Anbauflächen für Roboter-Salat

In der zweiten Runde war das Thema dann erfrischenderweise ein ganz anderes: Es ging um Vertical Farming und automatisierte Landwirtschaft. Die zwei Co-Founder von YASAI, einem Spin-Off der ETH Zürich, stellten ihre Kollaboration mit Growcer vor, bei der die erste vollautomatisierte Farm der Schweiz entsteht. Vorteile dieser Art der Lebensmittelproduktion sei neben einem 80% geringeren Wasserverbrauch ein 10 bis 15-fach höherer Flächenertrag. 

Stellen Sie sich ein Wohnhaus mit mehreren Etagen vor - und ersetzen sie die Wohnungen mit Beeten und die Einwohner mit Kopfsalat. Ergänzen Sie Roboter, die sich um die optimale Aufzucht der Pflanzen kümmern und Sie haben ein realistisches Bild des Projekts vor Augen, das derzeit am Smart City Lab Basel getestet wird. 

Ab 1000m2 Fläche lohne sich die Investition, erklären die beiden Spezialisten, angebaut werden könne alles, was überirdisch gedeihe. Kartoffeln und Rübli werden also vorerst nicht in der Vertikalen wachsen. Bereits jetzt sei das Projekt auf der Suche nach Flächen, die für den Betrieb von Vertical Robotic Farms geeignet seien. “Im Grunde eignet sich jeder Raum, in dem es Wasser, Strom und Luft habe”, erklärt Mark Essam Zahran, einer der Gründer von YASAI. In Basel sei man, da das Smart City Lab Basel optimale Voraussetzungen für das Pilotprojekt biete. 

Schwerpunktthema «smarte Mobilität» - zwei spannende Vorträge 

Nach den Roundtables sorgen noch zwei Vorträge für Inspiration: Prof. Dr. Alex Ehrat von der FHNW gibt einen spannenden Überblick, welche Formen die smarte Mobilität der Zukunft annehmen könnte. Der Fokus seines Vortrags lag insbesondere auf der sogenannten “intermodalen Tarifintegration” - sprich: der Entwicklung einer Lösung, die die Benutzung und Bezahlung unterschiedlichster Mobilitätsdienstleister bündelt. 

Alain Bützberger von Swiss Traffic, ein Pilotpartner aus dem Smart City Lab Basel, stellte einen in der Schweiz entwickelten Sensor vor, der mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz den Strassenverkehr an Ampelkreuzungen optimiert - erstmalig unter Einbeziehung des sogenannten Langsamverkehrs, also FussgängerInnen und VelofahrerInnen, die an bisherigen Modellen intelligenter Kreuzungen noch das Nachsehen haben. 

Wichtig sei das Projekt auch, weil es neben der Optimierung des Verkehrs und den damit verbundenen Vorteilen für Klima und Wirtschaft auch die Analyse von sogenannten Beinahe-Unfällen ermögliche - und all das bei 100% gewährleistetem Datenschutz und ohne Speicherung persönlicher Daten von Verkehrsteilnehmenden.

Zum Abschluss eine Führung durchs Smart City Lab Basel

Den Abschluss des Abends bildete das Netzwerken beim Apéro Riche und, für Interessierte, eine kurze Führung durchs Smart City Lab Basel. Für mich hat sich der Besuch allemal gelohnt - allein schon deshalb, weil es gut tut, zu merken, dass mittlerweile aus dem Konzept des Smart City Labs Basel Wirklichkeit geworden ist.

Ich werde dran bleiben und für Sie berichten, welche spannenden Projekte hier entstehen - und hoffentlich auch über den einen oder anderen Roll-Out in den Stadtraum, so wie es mit dem “Smart Climate”-Projekt bereits gelungen ist. 

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Bilder: Markus Senn