15.09.2021
Stadtklimakonzept kompakt
Ausgangslage
2011 hat der Kanton Basel-Stadt den «Bericht über die Folgen des Klimawandels im Kanton Basel-Stadt» veröffentlicht. 2021 wurde die Berichterstattung des Kantons durch den Bericht «Anpassung an den Klimawandel im Kanton Basel-Stadt - Handlungsfelder und Massnahmenplanung» fortgesetzt und aktualisiert. Der 2021 veröffentlichte Bericht umfasst insgesamt 90 Massnahmen, die den vier Sektoren Umwelt, Gesundheit, Wirtschaft sowie Gebäude und Infrastruktur zugeordnet sind.
Am 06. Juli 2021 hat der Kanton nun das «Stadtklimakonzept zur klimaangepassten Siedlungsentwicklung im Kanton Basel-Stadt», kurz «Stadtklimakonzept», veröffentlicht. Es ist eine Massnahme des Bereichs Gebäude und Infrastruktur des Berichts «Anpassung an den Klimawandel» und definiert seinerseits Themen- und Handlungsfelder sowie einen umfangreichen Massnahmenkatalog zur Reduktion der Hitzebelastung in der Stadt.
Überblick Stadtklimakonzept:
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1 Strategie (behördenverbindlich) mit
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6 Themenfeldern
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9 Handlungsfelder in
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3 Bereichen (Vorbereiten, Anpacken und Begleiten)
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Massnahmekatalog grüne Massnahmen
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Massnahmekatalog blaue Massnahmen
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Massnahmekatalog Gebäude und Infrastruktur
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Massnahmekatalog Technische Massnahmen
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Umsetzung speziell in 4 Fokusgebieten
Fokusgebiete
Das Stadtklimakonzept zeigt auf, wo im Kanton Basel-Stadt die am stärksten von Hitze betroffenen Gebiete mit dem grössten Handlungsbedarf sind. Diese Fokusgebiete sind die dicht bebauten und vergleichsweise wenig durchgrünten Gebiete im St. Johann, Matthäus, Klybeck und Gundeldingen. Aber auch das Stadtzentrum und einige Gebiete der Gemeinde Riehen sind besonders von Hitze belastet.
9 Handlungsfelder (Kernstück)
Das Kernstück des Stadtklimakonzepts stellen neun Handlungsfelder dar, die eine zügige Umsetzung der Massnahmen im Stadtraum ermöglichen. Diese sind den drei Bereichen «Vorbereiten», «Anpacken» und «Begleiten» zugeordnet.
Vorbereiten: Das Stadtklimakonzept formuliert im Bereich der vorbereitenden Handlungsfelder Aufgaben, die eine Umsetzung der Klimaanpassungsmassnahmen unterstützen. Neben einem Massnahmenprogramm und einem neuen Freiraumkonzept, werden auch die zurzeit geltenden rechtlichen Vorgaben im Kanton z.B. im Bau- und Planungsgesetz auf ihre Klimafreundlichkeit hin überprüft und nötigenfalls angepasst.
Anpacken: Bei laufenden Arealentwicklungen wie z.B. beim Stettenfeld sowie bei Projekten der Platz- und Strassenraumgestaltung müssen die Ziele einer klimaangepassten Siedlungsentwicklung stärker berücksichtigt werden. Mit kantonalen Pilotprojekten werden Erfahrungen im Umgang mit der klimaangepassten Siedlungsentwicklung gesammelt, ausgewertet und für die Zukunft genutzt.
Begleiten: Der ganze Prozess muss intensiv begleitet werden. Hierfür müssen die kommunalen Zuständigkeiten geklärt, notwendige Prozesse aufgegleist und Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Dies gelingt nur, wenn hinreichend beraten und sensibilisiert wird. Und zwar einerseits innerhalb der Verwaltung aber auch die privaten Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer, deren Beitrag zur klimaangepassten Siedlungsentwicklung mitentscheidend ist.
Strategie
Die im Konzept enthaltene behördenverbindliche Strategie gibt vor, welche Ziele bis 2030 und darüber hinaus erreicht werden sollen.
Die im Konzept formulierte Strategie gliedert sich in sechs Themenbereiche.
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Die Betroffenheit durch Hitze tief halten: Es soll erreicht werden, dass trotz Klimawandel die sommerliche Hitzebelastung in den Wohn- und Arbeitsplatzgebieten tagsüber massvoll ist und eine nächtliche Abkühlung möglich ist.
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Grün und Schatten entlasten und erhöhen die Aufenthaltsqualität: bei Hitzeperioden sollen hinreichend Grün und Schatten tagsüber als kühle Aufenthaltsbereiche dienen.
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Gute Durchlüftung sichert eine nächtliche Abkühlung: Den Windverhältnissen im Grossraum Basel soll städtebaulich verstärkt Rechnung getragen werden.
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Bei Hitze und Trockenheit bleibt Wasser verfügbar: auch in Zukunft soll Wasser vielerorts zugänglich und erlebbar sein. Regenwasser soll im Siedlungsraum möglichst gespeichert werden.
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Oberflächen wirken der Hitze entgegen: Die zukünftig verwendeten Materialien an Gebäuden und in den Freiräumen mindern die Entstehung von Hitze.
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Bauliche Entwicklungen als Chance zur Klimaanpassung nutzen: Arealentwicklungen werden als Chance zur Anpassung an den Klimawandel genutzt.
Blaue, Grüne, Gebäude und technische Massnahmen
Die sogenannten grünen Massnahmen wirken der Hitze sowohl am Tag als auch in der Nacht entgegen, z.B. durch die Schaffung neuer Grünflächen. Blaue Massnahmen, wie z.B. das Entsiegeln von Flächen oder das Speichern von Regenwasser, erhöhen die Aufenthaltsqualität und sichern die Verfügbarkeit von ausreichend Wasser für das Grün. Ergänzend leisten Massnahmen an Gebäuden einen Beitrag zur Begrünung.
Grüne Massnahmen
M1 Grünflächen vielfältig ausrichten und klimaangepasst gestalten
M2 Neue Grünflächen schaffen und den Grünanteil in Frei- und Verkehrsräumen erhöhen
M3 Plätze, Strassen und Wege sowie Gebäude mit Bäumen beschatten
M4 Vegetation auf Klimaerwärmung und Standortbedingungen ausrichten
Blaue Massnahmen
M5 Erlebbares Wasser fördern
M6 Befestigte Flächen entsiegeln
M7 Regenwasserkreislauf im Freiraum schliessen
M8 Bewässerungen von Grün mit Regenwasser etablieren
Massnahmen an Gebäuden und Gebäudestellung
M9 Neue Flachdächer intensiv begrünen und Wasser darauf speichern
M10 Fassaden begrünen oder mit klimaangepassten Materialien ausgestalten
M11 Bauliche Eingriffe auf Durchlüftung, Kaltluftfluss, Einstrahlung und Schattenwurf ausrichten
Weitere technische Massnahmen
M12 Materialisierung im Aussenraum auf tiefe Wärmespeicherfunktion ausrichten
M13 Technische Lösungen zur Beschattung und Kühlung in Freiräumen
Ausblick
Bis 2022 werden für die Fokusgebiete die Massnahmen konkretisiert.
Das Stadtklimakonzept ist für die Behörden verbindlich und muss bei räumlichen Planungen berücksichtigt werden.
Es sollen Pilotprojekte umgesetzt und die gewonnenen Erfahrungen in Folgeprojekten genutzt werden.
Quelle:
https://www.stadtklima.bs.ch/stadtklimakonzept.html
Beitragsbild: © Robert Adam