21.08.2021

SMarta und Urs im Daten-Dialog.

Letzte Woche war ich mit Urs beim Daten-Dialog im Smart City Lab Basel. Dass ich ihn überhaupt dazu gekriegt habe, mitzukommen, grenzt an ein Wunder – wobei es schlussendlich eher aufgrund meines Geschicks im Bereich «Bestechung von Familienmitgliedern» geklappt hat. 

Der Daten-Dialog ist eine neue Veranstaltungsreihe des Statistischen Amts Basel-Stadt. Bei der ersten Ausgabe am 19.8.2021 ging es um das Thema “Daten als Grundstoff des Wissens”. Urs hat natürlich gemeckert, als ich ihn fragte, ob er mitkommt. “Lass mich in Ruhe mit deinem Technologie-Gedönse, dass Daten das neue Gold sind, habe ich jetzt schon oft genug gehört. Da guck ich lieber Fussball”. Als ich ihm versprach, im Anschluss an die Veranstaltung ein Cordon-Bleue zu zahlen, hatte er seine Schuhe dann doch recht schnell an und ist mitgekommen. Leise meckernd, versteht sich.

Sogar Urs hörte zu und nickte leise

Die Veranstaltung fand Urs dann – oh Wunder! – scheinbar ziemlich spannend. Ich habe hingesehen: Er hat den Worten der vier ExpertInnen aufmerksam gelauscht und hin und wieder habe ich ihn sogar zustimmend nicken gesehen. Davon hätte ich meinen Freunden von der Fachstelle für Open Government Data Basel-Stadt, die die Veranstaltung mit betreuten, natürlich gern ein kurzes Video geschickt – aber Urs merkt leider immer, wenn ich ihn heimlich filmen will.

Die neue Eventreihe soll einen Raum bieten für einen Austausch über aktuelle Themen im Bereich Daten. Aufgegriffen werden in diesem Rahmen auch Fragen und Themen aus der Veranstaltung “Daten - das neue Gold”, die das Statistische Amt Basel-Stadt vor eineinhalb Jahren durchführte.

Komplexe Themen einem breiten Publikum verständlich gemacht

Der Daten-Dialog richtet sich an ein breites interessiertes Publikum, also nicht nur an Datenprofis. Die Themen werden in Form einer Podiums- und anschliessenden Publikumsdiskussion verständlich näher gebracht. Teilnehmende aus der Verwaltung ermöglichen dabei einen Blick hinter die Kulissen ihrer Abteilungen. Und ich finde, dass das an diesem Abend wirklich gut gelungen ist.

Zu grossen Teilen lag das an den vier TeilnehmerInnen des Podiums. Nachdem zwei Personen sehr kurzfristig absagen mussten, konnte das Statistische Amt mit der Digitalisierungsforscherin Rahel Estermann und dem Datenjournalisten Felix Michel kurzfristig hervorragenden Ersatz finden. Neben ihnen sassen Regierungspräsident Beat Jans und Anne Tschudin, Leiterin der Kommunikation des Gesundheitsdepartement Basel-Stadt. 

Daten - kein Gold, sondern eine Ressource

Rahel Estermann war es dann auch, die mit ihrer ersten Antwort das Eis für den noch immer innerlich murrenden Urs zum Schmelzen brachte: Daten seien zunächst etwas relativ Einfaches und Unstrukturiertes. Würden sie sortiert, entstehe Information. Wird diese dann um den Kontext ergänzt und interpretiert, entsteht Wissen. Mit Gold hat all das wenig zu tun. 

Daten sind eher eine Art Rohstoff, aus dem wir – mit der richtigen Handhabung – wertvolle Erkenntnisse und damit: Wissen formen können. Wenn überhaupt, ist Wissen Gold – Daten sind lediglich das, worin man nach diesem Wissen schürfen kann. 

Neben diesen allgemeinen Ausführungen zur Natur von Daten bot der Abend auch ein paar spannende Einblicke in die Tätigkeit von Datenjournalisten und in neue Prozessstrukturen zur Erfassung tagesaktueller Infektionszahlen.

Datenkompetenz sollte Teil der Grundausbildung werden

Und, ja: natürlich wurde auch viel über offene Verwaltungsdaten diskutiert. Hier habe es in den letzten Jahren grosse Fortschritte gegeben, was auch die Arbeit von Journalisten erleichtere, berichtete Felix Michel. Auch um sogenannte “Data Literacy” ging es - die Kompetenz also, Daten und ihre Visualisierungen richtig lesen und interpretieren zu können. Hier gibt es, gesamtgesellschaftlich gesehen, noch ziemlich viel Luft nach oben. 

Datenkompetenz solle einen ähnlichen Stellenwert wie Textverständnis bekommen, war ein Votum. Das ergibt durchaus Sinn, erhöht aber die Anforderungen an unser Ausbildungssystem. Aber es ist, wie es ist: Eine sich immer stärker vernetzende Welt gewinnt an Komplexität. Mit Daten versuchen wir, diese Komplexität zu erfassen, zu sortieren, auszuwerten und dadurch: besser zu verstehen. Damit uns das gelingt, müssen möglichst viele Menschen mit Daten umgehen können, sie verstehen und interpretieren lernen. 

Besseres Verständnis einer komplexer werdenden Welt

Urs gehört nicht unbedingt zur Speerspitze dieser datenkompetenten Gesellschaft, aber nach dem Abend ist er ein klein wenig interessierter, als zuvor. Auch für mich war der Abend ein Gewinn. Die Veranstaltung kam ohne die typischen leeren Allgemeinplätze aus, war verständlich und interessant aufbereitet und auf dem Podium entspann sich tatsächlich ein sympathischer, interessanter Daten-Dialog. Im Anschluss gab es Apéro - Bier und Brötchen für Urs also und Networking für mich. Sein Cordon-Bleue wollte Urs danach nicht mehr, bestand aber darauf, dass ich ihm damit eines schuldig sei. Bei solchen Daten ist Urs sehr genau...

Der nächste Datendialog findet am 07. April 2022 statt. Wir haben uns das Datum bereits notiert. Also, ich jedenfalls. Wie ich Urs zum Mitkommen überzeuge, überlege ich mir dann. Vielleicht mal wieder Raclette – falls das Wetter wieder so wird, wie dieses Jahr, ist ja voraussichtlich Anfang April noch tiefster Winter.

___
Eine Aufzeichnung der Veranstaltung können Sie sich HIER anschauen.