08.05.2021

Per Flugzeug zum Kiosk

Der Rhein und die Birsig sind über die Ufer getreten, die mittlere Brücke ist unter Wasser, die Barfüsserkirche ist komplett verschwunden. Der apokalyptische Anblick, den ich aus meinem virtuellen Flugzeug-Cockpit werfe, ist zwar zum Glück nicht echt, dafür ist er für jede:n erlebbar: Mit dem aktuellen Flight Simulator 2020.

Die französische Firma Asobo hat für Microsoft den aktuellen Flight Simulator entwickelt und dabei unseren gesamten Planeten in der virtuellen Welt nachgebaut. Oder, genauer gesagt: von künstlicher Intelligenz nachbauen lassen.

Künstliche Intelligenz kreierte einen digitalen Zwilling der Erde

Die KI-Algorithmen interpretierten dafür bestehendes Kartenmaterial (unter anderem OpenStreetMap) und Satellitenaufnahmen von Microsofts eigenem Bing-Service. Aus ihnen generierten sie 3D-Modelle von Gebäuden, Brücken, Wäldern, Flüssen usw. Und das immerhin so gut, dass man die wesentlichen Elemente einer Stadt einigermassen gut erkennen kann.

Der FlightSim ermöglicht den Nutzer:innen aber auch, jedes Detail dieser Welt anzupassen und zu verfeinern. Höhenmodelle und Oberflächen lassen sich anpassen, man kann aber auch Fahrzeuge oder Kühe in den virtuellen landschaften platzieren, wenn man will.

Da Markus Stauffiger, dem CEO der Firma 4eyes, unser echtes Basel doch wesentlich besser gefällt, als der künstlich generierte Zwilling, hat er an einem kleinen Beispiel ausprobiert, wie gut das mit der Anpassung der Spiellandschaft funktioniert.

Dank OGD den Barfi-Kiosk digital verbessert

Die OGD-Initiative des Kanton BS / SRB macht es möglich, das 3D-Modell Basels und seiner Gebäude herunterzuladen. Markus Stauffiger hat sich für den Barfi-Kiosk entschieden, ein markantes Gebäude, an dem er fast täglich vorbeikommt.

Nachdem er sich in die entsprechenden Tools eingearbeitet hatte, steht nun bei bei ihm im FlugSim auf dem Barf der echte Kiosk – und nicht mehr nur nur ein paar zufällige, kleine Häuschen.

Wie bei der Digitalisierung üblich, klingt das alles zunächst eher simpel: man muss ja nur das eine Dateiformat ins andere übersetzen. Bei genauere Betrachtung und Überlegung tauchen dann aber die Teufel im Detail bald auf.

Ideen schnell ausprobieren, um zu lernen - der beste Weg, um smart zu digitalisieren

Auf “seinem” Barfi steht zwar jetzt ein präzises Modell des Kiosks, allerdings ist es weiss, es fehlen die Oberflächendetails wie Farbe und Struktur: Beton, Holz, Fenster? Nicht zu erkennen. In der digitalen Nacht ist einfach nur ein schwarzer Klotz zu sehen. Es fehlen Lichtquellen aussen am Gebäude, es fehlt das Licht, das durch die Fenster nach draussen scheint. Und die Barfi-Kirche fehlt noch komplett. 

Wie es in der Digitalisierung oft ist, kann man zusammenfassend sagen: toll, was schon alles geht, fertig sind wir noch lange nicht. Was sich an diesem kleinen Beispiel aber gut zeigen lässt, ist, wie eine Digitalisierungsidee rasch umgesetzt und damit auf einem realen Prüfstand landen kann: Man probiert einfach an einem kleinen Beispiel aus.

Dabei lernt man im Kleinen in kürzester Zeit sehr viel über die Möglichkeiten (und voraussichtlichen Probleme) im Grossen und hat somit eine gesunde Entscheidungsgrundlage, um das weitere Vorgehen zu definieren.

Weitere Verschönerungen des virtuellen Basels sind geplant

Markus und ich haben noch ein paar Ideen, wie man mit den richtigen Partnern den Traum von einem virtuellen (und viel zu tiefen) Flug über Basel und all die Orte, mit denen uns viele Erinnerungen verbinden, weiterträumen könnten.

Wer weiss: vielleicht kann man bald die Barfi-Kirche in ihrer ganzen Pracht im virtuellen Flugzeug umkreisen.

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Photo by Oskar Kadaksoo on Unsplash