Das Schöne an meinem Beruf ist, dass ich auch im hohen Alter den Anschluss an das, was die jungen Leute so bewegt, nicht ganz verliere. Als ich meinem Mann Urs neulich von digitalen Lösungen erzählte, die den gebeutelten Gastronomie- und Kulturbetrieben in der Region dabei helfen, die Vorgaben des «Schutzkonzepts für das Gastgewerbe unter Covid-19» einzuhalten, hat er mich nur gross angeschaut.

Wie denn bitte dafür gesorgt werde, dass die jungen Leute ihre Telefone mit in die Diskothek brächten, hat er mich gefragt. Er hätte ja schliesslich seine Schreibmaschine damals auch nicht mit zur Tanzstunde gebracht. Damit die Suppe nicht kalt wird, habe ich es dabei belassen, ihm zu erklären, dass Diskos mittlerweile Clubs heissen. Die Beziehung der jüngeren Generationen zu ihren Smartphones bleibt für ihn wohl auf ewig ein Rätsel. 

Dabei sind die Dinger ja wirklich praktisch. Unter anderem kann man sie zum Beispiel dafür nutzen, QR Codes zu scannen, um so ganz einfach vor dem Betreten eines Clubs seine Personendaten zu registrieren. Das nämlich fordert Punkt 10 des sogenannten Schutzkonzepts für das Gastgewerbe unter Covid-19: «Der Betrieb erfasst Kontaktdaten der Gäste, um allfällige Infektionsketten nachverfolgen zu können». Wie genau das geschieht, bleibt den Verantwortlichen selbst überlassen 

Apps helfen, Registrierungsprozesse zu beschleunigen und Wartezeit zu verkürzen

«Die Schutzverordnung umzusetzen bedeutet für uns natürlich einen Mehraufwand», erzählt mir Valentin Aschwanden, Inhaber des Clubs Das_Viertel. «Die Gäste Zettel und Stifte nutzen zu lassen, um sich zu registrieren, würde die Wartezeit in der Schlange enorm verlängern - allein das dauernde Desinfizieren der Stifte schluckt Zeit.» 

Aschwanden nutzte eine in der Region Basel entwickelte Web-App, um den Registrierungsprozess an der Tür seines Clubs zu beschleunigen. ClubSafely heisst die Anwendung, die Anfangs Juni erstmals zum Einsatz kam. «Die App hat uns geholfen, den Registrierungsprozess deutlich zu beschleunigen, erzählt Aschwanden.

Die Nutzung der Anwendung ist denkbar einfach und dazu vorerst kostenlos. Nicht einmal Downloads oder Installationen sind nötig: ClubSafely ist browserbasiert – eine Web-App eben. Auf der ClubSafely-Website registriert man sich und erstellt mit wenigen Klicks individualisierte QR-Codes für die eigenen Veranstaltungen. 

Die Rückverfolgbarkeit etwaiger Infektionsketten sichern

Diese QR-Codes stellen GastronomInnen mit einer kurzen Anleitung am Eingang auf. Gäste scannen vor dem Betreten den Code mit ihrem Handy, tippen ihre Kontaktdaten ins Handy und erhalten umgehend eine Bestätigungsmail. Die wird zur Sicherheit vom Einlasspersonal mit der jeweiligen ID abgeglichen - und die Rückverfolgbarkeit etwaiger Infektionsketten ist gesichert. 

Wird im Anschluss einer Veranstaltung ein so registrierter Gast positiv auf Covid-19 getestet, lassen sich die Gesundheitsbehörden die Gästeliste der jeweiligen Veranstaltung zuspielen und können alle, die sich womöglich angesteckt haben könnten, direkt kontaktieren. Bleibt dieser Worst-Case aus, werden die registrierten Kontaktdaten der Gäste 14 Tage nach Ende der Veranstaltung automatisch wieder gelöscht.

Entstanden ist ClubSafely auf Initiative von Sven Lau. «Handschriftliche Zettel auszufüllen - das kann’s ja wohl 2020 nicht mehr sein», dachte der sich, nachdem er mitbekommen hatte, welche Auflagen Gastronomen im Zuge der Lockerung des Lockdowns auferlegt bekamen. Kurzerhand entwickelte er mit einem kleinen Team die Web-App, mit der sich das Notizzettel-Fiasko nun verhindern lässt. Mittlerweile nutzen auch ein Handballverein und ein Friseursalon die App.

Gewährleistet sein muss, dass die abgegebenen Kontaktdaten korrekt sind.

ClubSafely ist jedoch nicht die einzige Lösung, die den Registrierungsprozess von Veranstaltungsgästen digitalisieren und damit vereinfachen will. Neben ihr gibt es noch weitere Lösungen, zum Beispiel Covtra. «In Zusammenarbeit mit der Bar- und Clubkommission Zürich hat das alte Netzlabor Hackaton-Team von Johannes Sieber und Hannes Diedrich ein Tool entwickelt, das die Clubs am Zürichsee dabei unterstützt, die kantonale Verordnung zu erfüllen», heisst es in der Projektbeschreibung. Covtra läuft seit dem ersten Juli-Wochenende in der Pilot-Phase.

Wie so oft ist also nicht die Verfügbarkeit technologischen Lösungen das Problem, sondern das administrative Umfeld - und die Bereitschaft der Menschen, die Apps auch wirklich zu nutzen. Gewährleistet sein muss deshalb zum Beispiel, dass die Gäste einer Veranstaltung ihre echten Namen und Kontaktdaten angeben. 

Mit einem obligatorischen ID-Abgleich vor dem Betreten eines Clubs wäre das zu gewährleisten. Aber selbst damit bliebe eine elementare Frage unbeantwortet: die nämlich nach dem Verbleib der erfassten Personendaten. Wo landen sie? Wer speichert sie? Wie wird gewährleistet, dass sie nicht für andere Zwecke missbraucht und wirklich automatisch wieder gelöscht werden, wenn kein Superspreader unter den Tanzenden war?

Die Politik könnte die Sicherheit von Technologie und Datenverwaltung gewährleisten

Die Politik ist intensiv damit beschäftigt, der Pandemie Einhalt zu gebieten. Dass dabei die Möglichkeiten der Digitalisierung nicht annähernd ausgeschöpft werden, ist mittlerweile eine Binsenweisheit. Umso wichtiger wäre es, dass der Bund oder die Kantone wenigstens die sichere Ablage von persönlichen Daten gewährleisten würde.

Dafür müssten lediglich bereits bestehende technologische Lösungen - wie Sven Laus App ClubSafely beispielsweise - geprüft und die sichere Verwahrung der Personendaten gewährleistet werden. Das würde die Akzeptanz solcher Apps unter den jungen Leuten vermutlich in dem Masse erhöhen, das nötig ist, um einen verantwortungsvollen Betrieb des Gastrogewerbes auch in pandemischen Zeiten zu ermöglichen. 

Auch wenn ich in meinem Alter nicht mehr unbedingt zum Zielpublikum solcher Apps gehöre (obwohl sie ja durchaus auch für die Erfassung von Operngästen geeignet wären): ich verstehe die Skepsis der jungen Leute, irgendeiner App ihre persönlichen Daten anzuvertrauen, die dann auf irgendeinem Server gespeichert und von irgendeiner Firma verwaltet werden. 

Eine App, der die Schweizer Verwaltung Seriosität der Technologie, der Datenspeicherung und -verwaltung bestätigt, würde ich Vor- und Nachnamen, Telefonnummer und Emailadresse im Tausch gegen die Möglichkeit, tanzen zu gehen, jederzeit anvertrauen. Ein bisschen Spass zu haben ist schliesslich auch in Zeiten von Corona wichtig für’s Immunsystem. 

Bleiben Sie gesund und munter.
Ihre SMarta.

Die neue SRB-Website ähnelt mir: Klare Linie, wenig Schnickschnack, aber auch ziemlich lässig.