01.03.2022
SMarta am Prototype Fund Demo Day
Unsere Tech-Reporterin SMarta war am 24. Februar 2022 beim Prototype Fund Demo Day zu Gast und liess sich neue Tools für die politische Partizipation vorstellen. In den begleitenden Workshops diskutierte sie ausserdem mit den anderen Teilnehmer:innen über die Zukunft der Demokratie.
Die Veranstaltung zur «Zukunft der Demokratie» startete unter schwierigen Voraussetzungen: am Tag der Veranstaltung, dem 24. Februar 2022, startete die Russische Armee die Invasion der Ukraine. Der Vertreter der Stiftung Mercator ringt sich in der Hälfte der Veranstaltung dazu durch, die aktuellen Ereignisse kurz anzusprechen, den meisten von uns fehlen aber schlicht und ergreifend die Worte.
Mit umso grösserem Interesse widmen sich die Teilnehmenden dann den Präsentationen der Projektinitiant:innen am Prototype Fund Demo Day: es geht schliesslich in allen Projekten um die Demokratie, die gerade, nicht allzu weit entfernt von uns, unter Beschuss geraten ist. So weit, so normal - erst am Tag danach, als ich diesen Text schreibe und sich der erste Schock über die Geschehnisse ein wenig gesetzt hat, fühlt es sich dann ein wenig an, als entstammten die vorgestellten Projekte noch einer anderen, irgendwie besseren Welt.
Es fällt mir nicht leicht, mich in Zeiten wie diesen auf «Business as usual» zu konzentrieren, gestehe ich. Dennoch: Die Projekte, die am Prototype Fund Demo Day vorgestellt wurden, verdienen es, vorgestellt zu werden. Drehen wir also eine kurze gemeinsame Runde:
Die Projekte
Mein persönlicher Favorit war das Projekt VoteLog. Dessen Ziel ist es, für mehr Transparenz in der Schweizer Politik zu sorgen, indem es die Parlamentsbeschlüsse auswertet und ermöglicht, seine persönlichen politischen Präferenzen mit dem Abstimmungsverhalten der Politiker:innen im Parlament abzugleichen. Ganz im Sinne von Taten statt Worten wird hier also das tatsächliche Abstimmungsverhalten und nicht die Wahlversprechen der Parlamentarier:innen ins Zentrum gestellt.
Die beiden Projekte Forum For Inclusion und Baloti möchten die demokratische Teilhabe auf bisher nicht wahlberechtigte Personen ausweiten und diese zumindest besser in die Diskurse einbinden, sie besser informieren und ihnen mehr Gehör schenken. Warum das wichtig ist? Ungefähr 35% der in der Schweiz lebenden Menschen können nicht an nationalen demokratischen Entscheidungen teilnehmen, sind aber trotzdem von ihnen betroffen. Ihren Stimmen mehr Gehör zu verschaffen, ist Ziel des Projekts.
Die Plattform Velobserver soll es Velofahrer:innen (zunächst einmal in Zürich) ermöglichen, die Velowege und Strassen bezüglich ihrer Sicherheit zu bewerten. Die gesammelten Daten werden von der Datengenossenschaft Posmo treuhänderisch verwaltet und die Bewertungen der Strassen auf einer Karte abgebildet.
Mit der Citympact App wollen die Projektinitiant:innen auf niederschwellige Art und Weise die Partizipation fördern, insbesondere die der Generation Z. Deren Stimmen zu konkreten Projekten werden über die App eingeholt und dann direkt an die Verwaltung weitergeleitet.
Das Team um businessresponsibility.ch entwickelt eine digitale Plattform, auf der Bürger:innen sich informieren können, ob Schweizer Unternehmen über Nachhaltigkeits- und Menschenrechtsthemen berichten, so wie es die neue Pflicht zur Berichterstattung über nichtfinanzielle Belange verlangt.
Workshop: Zukunft der Demokratie
Bevor die Projektinitiant:innen ihre Projekte vorstellen durften, diskutierten wir in Gruppen verschiedene Zukunftsszenarien der Demokratie. Wir Teilnehmer:innen sollten dabei sowohl utopische als auch dystopische Visionen festhalten. Das positive Fazit: In allen Gruppen waren am Ende der Workshops mehr utopische als dystopische Visionen niedergeschrieben worden.
Digitale Technologie wurde dabei sowohl als eine der grossen Gefahren für die Demokratie, aber auch als wichtiges Mittel zur Stärkung der demokratischen Partizipation gesehen. Während die politische Entscheidungsfindung nicht per Algorithmus erfolgen soll und keine Einflussnahme der grossen Tech-Unternehmen gewünscht wird, können digitale Mittel, richtig eingesetzt, Partizipation vereinfachen, Inklusion ermöglichen sowie Prozesse beschleunigen und vereinfachen.
Fazit
Ich fand die vom Prototype Fund durchgeführte Veranstaltung sehr gelungen. Es ist äusserst spannend, Projekte bereits in ihrer Demo-Phase kennen zu lernen und den Initiant:innen direkt Feedback geben zu können. Ich hatte das Gefühl, dass die Rückmeldungen der Teilnehmer:innen sehr konstruktiv waren und die Projekte von diesem Format profitieren können. An zu vielen Stellen fehlt dieser frühe Austausch zwischen Akteuren noch - genau deshalb werde ich beim nächsten Mal gerne wieder am Demo Day teilnehmen. Dann hoffentlich wieder unter besseren Vorzeichen.