Einen schönen guten Tag zusammen, 

Gestern Abend habe ich meinem Mann Urs von dieser neuen Plattform erzählt, die im November in Basel online geht. Er hat mich angeguckt wie ein Reh im Fernlicht. Digitale Technologie ist nicht so seine Sache, obwohl er als Mann alter Schule natürlich gerne das Gegenteil von sich behaupten würde. 

Bei der Geschwindigkeit, in der sich Technologie heutzutage entwickelt, ist es ja aber auch nicht ganz so einfach, hinterherzukommen. Das gilt nicht nur für uns Ältere. Auch die sogenannten “Digital Natives” verstehen, wenn man da mal an den Kulissen rüttelt, von vielen technologischen Themen eher nur digitalen Bahnhof.

Bis vor 13 Jahren war meine elektrische Zahnbürste das einzige Stück Technik, mit dem ich mich tagtäglich beschäftigen mochte. Dann bat mich meine Enkelin, ihr bei der Gründung ihres damals noch kleinen IT-Unternehmens zu helfen. Das war es dann mit dem geplanten Seniorendasein auf der heimischen Gartenbank: plötzlich musste ich mich mit Datenbanken auseinandersetzen. 

Die mir damals unbekannte Welt hat mich in ihren Bann gezogen. So rostig sind wir Alten eben doch nicht. Deshalb ist es mir eine Freude, für Smart Regio Basel von Zeit zu Zeit einen Artikel zu schreiben, in dem ich versuche, ein komplexes Thema so verständlich zu machen, dass es auch Nicht-Fachleuten etwas bringt. 

Kommen wir also zum eigentlichen Punkt dieses Beitrags: Seit Januar 2019 hat Basel eine Fachstelle für Open Government Data, kurz: OGD. Das heisst: angegliedert ans Statistische Amt, kümmern sich dort zwei charmante junge Herren u.a. darum, der Öffentlichkeit den Zugriff auf Datensätze aus der öffentlichen Verwaltung zu erleichtern. Das ist zwar auch heute schon möglich - aber die Auswertung dieser Daten ist in vielerlei Hinsicht bisher reichlich unpraktisch.

Das soll sich mit der neuen Plattform nun ändern. Grundlage der Idee ist, dass viele Daten auf Verwaltungsebene nicht den Behörden, sondern den Bürgerinnen und Bürgern gehören. Seit Januar dieses Jahres ist die öffentliche Zurverfügungstellung von Datensätzen deshalb offizieller Regierungsauftrag - bei der Fachstelle OGD kümmern sich Jonas Bieri und Jonas Eckenfels seit Januar darum, diesen Auftrag in die Tat umzusetzen. 

Neben der Digitalisierung alter, analog vorliegender Daten müssen dafür vor allem bereits vorhandene digitale Daten aufbereitet werden. All diese während der letzten Jahrzehnte erfassten Daten wurden eben leider nicht einheitlich so erfasst, dass Maschinen sie problemlos auslesen können. Um mit Datensätzen wirklich etwas anfangen zu können, müssen sie hohen Anforderungen an Genauigkeit, Systematik und Formatierung gerecht werden.

Wozu eine solche Datenplattform überhaupt nötig ist, fragen Sie sich jetzt vielleicht? Daten sind ein wertvolles Gut. Mit ihnen kann man Probleme lösen, die früher so gut wie unlösbar gewesen sind. Füttern Sie einen Computer mit einem gut aufbereiteten Datensatz, geben Sie ihm einen Auftrag und die Maschine spuckt ihnen binnen Minuten, Stunden oder Tagen Ergebnisse aus, an denen 1000 WissenschaftlerInnen früher Monate, Jahre oder Generationen lang herumgerechnet hätten. 

Die auf diesem Weg gewonnenen Erkenntnisse machen es möglich, Prozesse in allen denkbaren Bereichen zu optimieren, sie effizienter, kostengünstiger und nutzerfreundlicher zu gestalten. Auch die Entwicklung neuer Services wird oft zum Thema, wenn einem ein Computer plötzlich versteckte Muster in vorhandenen Datensätzen vor Augen führt. Damit mehr Menschen die Chance haben, von diesen Vorteilen Gebrauch zu machen, entsteht die Plattform, die im November online geht.

Deren grosser Vorteil liegt in der Möglichkeit, Datensätze nicht einfach nur herunterladen, sondern sie unmittelbar online anschauen, filtern, sortieren, auswerten, visualisieren oder via Programmierschnittstelle (API) durch einen anderen Computer automatisch abholen zu können. Das minimiert den Aufwand für Benutzer, zu einem Ergebnis zu kommen, ermöglicht maximale Einblicke und macht es deshalb wahrscheinlicher, dass Menschen aus der Region, die sich für Daten interessieren, spannende Ideen entwickeln und neue Projekte aufgleisen. 

Genau darum kreist die Idee von Open Data: all die wertvollen Datensätze sollen nicht bei den üblichen Verdächtigen, also bei Google, Amazon, Facebook und Co., liegen, sondern denen zugänglich gemacht werden, denen sie eigentlich gehören: uns, der Bevölkerung, den Nutzerinnen und Nutzern.

Wie eine Nutzung von offenen Datensätzen aus der Verwaltung aussehen kann, macht beispielsweise die Kantonspolizei Basel-Stadt vor: die wertet digitalisierte Unfallstatistiken aus und macht so Schwerpunkte in der Stadt aus aus, an denen es besonders häufig kracht. So kann sie, basierend auf den Auswertungen, die der Computer ausspuckt, entscheiden, wo es am dringlichsten ist, tätig zu werden und die Unfallgefahr zu minimieren.

Für die Polizei bedeutet das - gut aufbereitete Datensätze vorausgesetzt - einen kleinen Zusatzaufwand, erspart ihr aber langfristig enorm viel Arbeit und uns, den Bürgerinnen und Bürgern, den einen oder anderen Aufenthalt in der Werkstatt oder gar im Krankenhaus.

Eine noch interessantere Zukunftsvision, als lediglich öffentlich-rechtliche Datensätze publik zu machen, ist die, dass auch private Unternehmen ihre Datensätze (anonymisiert) der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Je mehr solcher Daten publik gemacht werden, desto mehr können interessierte Forscherinnen, Unternehmen, Institutionen und Privatleute damit experimentieren - und innovative Produkte entwickeln, die uns allen das Zusammenleben und den Alltag einfacher machen (und die sonst eben früher oder später von Google, Facebook oder Amazon entwickelt und vermarktet werden). 

Leider ist die Tatsache, dass Innovation auf dem Gebiet der Daten nur dann wirklich funktionieren kann, wenn möglichst viele Firmen ihre Datenschätze öffentlich zur Verfügung stellen, noch längst nicht bei allen angekommen. Viele haben Angst, dass andere mit ihren Daten die grossen Innovationen machen. Daran, dass das auch umgekehrt der Fall funktionieren könnte, wenn denn nur genug Datensätze zur Verfügung stünden, glauben noch nicht alle so recht.

Die Plattform der Fachstelle OGD soll einen Beitrag dazu leisten, den Trend zur Publikation von Datensätzen zu verstärken. Ab November werden Dutzende sauber aufbereitete Datensätze zur Verfügung stehen, deren Anzahl nach und nach weiter anwachsen wird. Theoretisch wäre es schon heute möglich, die kantonale Datenplattform auch für private Datensätze zu öffnen und so eine Art Datenbörse zu schaffen. Bis das Wirklichkeit wird, müssen allerdings noch wichtige Fragen zur Verwaltung , Finanzierung und natürlich zum Datenschutz einer solchen Online-Datenbörse beantwortet werden.

Die Datenplattform der Fachstelle OGD ist aber sicher ein wichtiger Schritt hin in Richtung der Stärkung des Standortfaktors Open Data. Um ab November die neue Plattform der Fachstelle OGD zu benutzen, müssen Sie übrigens nicht programmieren lernen und nicht einmal furchtbar viel von Computern verstehen. Ein bisschen Neugier reicht, um es einfach mal auszuprobieren. (Kaputt machen können Sie nichts).

Sehen Sie es so: Sie müssen selbst keine Mikrowelle bauen können, um eine zu benutzen und von ihr zu profitieren. Dasselbe gilt für die Datenplattform und Technologie im Allgemeinen. In diesem Sinne: Lassen Sie sich von all der Digitalisierung bloss nicht einschüchtern. Beschäftigen Sie sich einfach mehr mit ihr, denn sie spielt mittlerweile in so gut wie jedem Lebensbereich eine zentrale Rolle.

Wenn sie dann online ist, werde ich auch meinem Mann Urs die Plattform vorführen. Ein Startup gründet der vermutlich nicht mehr - aber wer weiss, ich wollte ja vor 13 Jahren auch keine Tech-Bloggerin werden. 

Alles Gute und bis zum nächsten Mal, Ihre

(S)Marta.