Forum «Basel 2050» oder:
Die 11 Fragezeichen

Das letzte Podium im Rahmen des «Forum Basel 2050» am Schweizerischen Architekturmuseum in Basel sollte die Frage beantworten, welche Fragen das Forum denn nun eigentlich beantwortet hat. SMarta findet: abschliessend keine - was aber wohl auch ein Ding der Unmöglichkeit wäre. Einen zentralen Kritikpunkt hat sie an der ansonsten gelungenen Ausstellung zur Zukunft der Stadt Basel dann aber doch. 

Foren sind Orte der Auseinandersetzung. Sie bieten Platz für Debatten. So gut wie alles, was eine Gesellschaft umtreibt, kann hier verhandelt werden: Politik, Wirtschaft, Religion und Alltag. Nimmt man den Titel der Ausstellung «Forum Basel 2050» also beim Wort, die noch bis zum 27.9. im Schweizerischen Architekturmuseum s_am stattfindet, soll genau dies hier möglich sein: eine Auseinandersetzung mit und über Basels Zukunft.

Mehr Fragen als Antworten

Gestern fand das letzte von neun Podien statt. Vier von ihnen habe ich während der letzten zwei Wochen besucht. Der Titel der Abschlussveranstaltung lautet: «Das Fazit». Moderiert von Patrick Marcolli (bz), zogen Hans-Peter Wessels, Beat Aeberhard, Angelus Eisinger und Andreas Bründler also Bilanz. 

Geklärt werden sollte die Frage, welche Antworten «Basel 2050» denn nun eigentlich liefern konnte. Möglicherweise habe ich bei den Podien, die ich nicht besuchen konnte, etwas Wesentliches verpasst. Aber unabhängig davon ist mein persönlicher Eindruck, dass es vor allem neue (und alte) Fragen sind, die bleiben. Mir persönlich geht das jedenfalls so. Zehn davon lauten so: 

  1. Wie wachsen Städte, ohne ihren Charakter zu verlieren?

  2. Wie verdichtet man Basel, ohne es zu verschandeln?

  3. Wie bereitet man Basel auf den Klimawandel vor?

  4. Wie reduzieren wir die CO2-Emissionen, die in der Stadt anfallen?

  5. Wem gehört der öffentliche Raum? Den Autos? Den Fahrrädern? Den Fussgängern?  

  6. Wie viel Regulation braucht es von Seiten der Politik und wie schränkt das die Freiheit von ArchitektInnen ein, kreative Lösungen für ungelöste Probleme zu finden?

  7. Was macht Corona mit dem öffentlichen Raum und dem urbanen Zusammenleben?

  8. Wozu dienen eigentlich (Bau-)Denkmäler? 

  9. Wie sorgt man für genügend bezahlbaren Wohnraum und eine gesunde Durchmischung der sozialen Schichten?

  10. Wie bezieht man die Bevölkerung in die Planung und Entwicklung der Stadt ein? 

Ein verhältnismässig sorgenfreies Basel

All diese Punkte (und noch einige mehr) wurden im Rahmen des Forums diskutiert - abschliessende Antworten gab es am Ende keine. Vielleicht wäre das jedoch auch etwas viel verlangt von einem auf zwei Wochen angelegten Forum in einer im globalen Vergleich eher kleinen, verhältnismässig sorgenfreien Stadt wie Basel. 

Was die Veranstaltung meiner Meinung nach dann aber nicht einlösen konnte, war das mit dem Blick in Basels Zukunft. Wie es hier in 30 Jahren aussehen könnte, wie wir in 30 Jahren leben wollen, können und müssen – all das gehört ins Reich der Spekulation. Die Frage zu stellen, ist dennoch absolut berechtigt und wichtig. 

Was es braucht, ist ein kontinuierlicher Diskurs. Eine Debattenkultur zur städtebaulichen Entwicklung der Stadt Basel. Zum Umgang mit dem Klimawandel. Mit den umweltschädlichen Emissionen. Den steigenden Mietpreisen. Und den geeigneten Mobilitätsformen.

Eigentlich bräuchte Basel kein zweiwöchiges Forum, sondern ein permanentes. Die punktuelle Möglichkeit, mehr zu erfahren und die eigene Meinung mitzuteilen, ist schön und gut. Tatsächlich aber werden wir alle miteinander ein Format finden müssen, das eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit all diesen grossen, komplexen, sich permanent verändernden Herausforderungen ermöglicht. 

Zu kurz kam mir persönlich deshalb vor allem eines: die Frage, wie Technologie dabei helfen könnte, Lösungen zu finden. Hans-Peter Wessels äusserte zu Beginn des Abschlusspodiums etwas, mit dem ich so gar nicht einverstanden bin: dass nämlich, was die Anpassung unserer Stadt an den Klimawandel angeht, keine Eile besteht.

Ein permanentes Forum und ein Podium «Smart City»?

«Der Klimawandel wird uns die nächsten 100, 200 Jahre begleiten», sagte Wessels, und ergänzte sinngemäss, dass alles, was wir heute entscheiden, sich sowieso als falsch herausstellen dürfte. 

Mit Verlaub, werter Herr Wessels, aber das halte ich so pauschal formuliert für Unfug. Selbstverständlich müssen wir uns schon jetzt damit befassen, wie wie die Stadt auf den Klimawandel vorbereiten. Und einige Entscheidungen treffen, von denen wir nicht 100%ig wissen, ob sie ideal sind. Eben weil das Thema so komplex und der sichere Blick in die Zukunft unmöglich ist, eilt es eben erst recht. 

Dabei müssen wir uns an Lösungen herantasten. Technologie ist ein wunderbares Feld, um das zu tun: man kann sie nämlich - im Gegensatz zu einem einmal gebauten Betonklotz - permanent und ohne gross Spuren zu hinterlassen an das Neue anpassen. Sie Schritt für Schritt verändern. Verbessern. Und, wenn nötig: ersetzen. Damit damit wären wir dann bei meiner 11. Frage: Wieso gab es kein Podium zu den Möglichkeiten, Städte mit digitaler Technologie fit für die Zukunft zu machen? Wo war das 10. Forum «Potential der Smart City»?

Unabhängig davon, dass mit dem Auslassen dieses Themas ein wesentlicher Aspekt der Stadtentwicklung übergangen wurde, haben sich die Besuche im s_am in den letzten Tagen für mich durchaus gelohnt. Bis Sonntag können Sie noch hingehen und an den Wänden ihre eigene Meinung hinterlassen bzw. die ihrer Mitmenschen kennenlernen. Machen Sie Gebrauch von der Möglichkeit, wenn Basels Zukunft Sie interessiert.

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Photo by Sara Kurig on Unsplash