Jede grössere Stadt ohne Smart-City-Konzept ist mittlerweile ein Nachzügler. Im dementsprechenden Tempo werden Strategiepapiere erarbeitet und veröffentlicht, wo die digitale Transformation bisher eher als Nebensache behandelt wurde.
Sieht man sich die auf Hochglanz polierten Strategiepapiere jedoch einmal genauer an, begegnen einem häufig ähnliche Projektbeschriebe: Hier geht es um die Optimierung von Verkehrsflüssen, dort um Parkraummanagement oder intelligente Strassenlaternen.
Dagegen ist nichts einzuwenden, schliesslich ist die Optimierung bestehender Infrastrukturen ein wichtiger Aspekt der Smartisierung von Städten. Eine gewisse Einfallslosigkeit lässt sich dennoch nicht bestreiten, wenn es darum geht, was mit dem Begriff der Smartisierung eigentlich gemeint ist. Sicher ist: “Digitalisiert” ist nicht automatisch “smart”.
Glaubt man aktuellen Studien und Stimmungen unter VordenkerInnen der Digitalen Transformation, dreht sich in einer modernen Smart City alles um bürgerschaftliches Engagement. Gemeint ist damit die Verschiebung einer einseitigen Kommunikationskultur: weg vom imperativen Monolog, hin zum kollaborativen Dialog zwischen Bürgerschaft und Stadtverwaltung.
Als in dieser Hinsicht vorbildliches Beispiel erweist sich die “Nonstop-City” Tel Aviv. Die Digitalisierung spielt hier schon längst eine zentrale Rolle in der Stadtentwicklung - nicht zuletzt auch im Bereich von Politik und Verwaltung. 2014 erhielt Tel Aviv für seine erfolgreichen Bemühungen im Bereich der Smart City Infrastruktur den Smart City Award. Anlass war die App DigiTel, eine Anwendung zugeschnitten auf die Bedürfnisse der Einwohnerinnen und Einwohner der israelischen Metropole.
Typischerweise konzentriere sich jede Stadtabteilung auf die Bereitstellung spezialisierter Dienstleistungen, was es schwierig mache, einen ganzheitlichen Blick auf die Bewohner zu werfen und die Zusammenarbeit und die Entwicklung einer einheitlichen Vision behindere, schreibt der Autor Gil Press in seinem im März diesen Jahres erschienenen Beitrag auf Forbes.com die beschriebene Problematik.
In Folge davon würden laut Press “Städte von BewohnerInnen normalerweise als Ansammlungen verschiedener Abteilungen wahrgenommen. Die Informationen, die Gemeinden präsentieren, basieren zumeist auf ihren Organisationsstrukturen und nicht auf den spezifischen persönlichen Bedürfnissen der EinwohnerInnen.”
Bei der Digitalen Transformation ginge es deshalb darum, die Kommunikation zwischen der Stadt und ihren Bewohnern so individuell wie möglich zu gestalten.
Auch Liora Shechter, CIO von Tel-Aviv, Israels größter Stadt, hat eine ähnliche Botschaft: “Um eine moderne Smart City zu werden, digitalisiere nicht nur bestehende Services - erfinde neue, um deine Bewohner zu begeistern”.