5G. Zwei Buchstaben, die für viel Aufsehen und Aufregung sorgen. Im Grunde geht es lediglich um den Ausbau unserer an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gekommenen Mobilfunknetze. Aber damit geht es eben auch: um Strahlung. Und um Technologien, die Daten erzeugen, sammeln, auswerten. Es geht um Regulierungen, Grenzwerte und ganz schnell auch um die Frage nach der Demokratie: wie sicher sind die Apps und Plattformen, die da entstehen? Wer nutzt wessen Daten zu welchem Zweck?
Das Thema ist hochkomplex. Allein die hinter 5G stehenden Innovationen zu erklären, setzt weitgehende Kenntnisse im elektrotechnischen Bereich voraus. Aber so ist es eben mit Technik: sie ist zumeist für die, die sie am Ende nutzen, ein Buch mit sieben Siegeln. Wer könnte schon im Hobbykeller einfach mal so einen Wecker, einen Fön oder einen Toaster bauen? Von modernen Mobilfunkanlagen ganz zu schweigen.
Die Digitalisierung, soviel steht mittlerweile dann wohl fest, wird nicht rückgängig zu machen sein. Sie hat in den vergangenen 30 Jahren unseren Alltag derartig massiv verändert (und in vielen Bereichen vereinfacht und verbessert), dass es kein sinnvolles Zurück mehr geben kann. Spektakuläre Innovationen stehen uns auch in naher Zukunft voraus - damit sie Wirklichkeit werden können, braucht es 5G.
Und was hat die Bevölkerung davon? Eine oft gestellte und am Ende wohl die wichtigste Frage, die man zu all dem Digitalisierungszirkus stellen kann. Die Antwort lautet: enorme Vorteile auf Gebieten der Medizin, der Mobilität, der Verwaltung und ja: tatsächlich auch der Umwelt.
Niemand hätte anlässlich der Lancierung von 3G Anfang der 2000er Jahre ahnen können, welche enormen Veränderungen die auf dem neuen Mobilfunkstandard basierenden technologischen Innovationen mit sich bringen würden: Binnen zehn Jahren verlagerte sich unser Leben in bedeutsamen Bereichen in den digitalen Raum.
Microsoft, Amazon, Google, Apple, Facebook, Youtube, Netflix, WhatsApp, Instagram. Von der Zubereitung des morgendlichen Kaffees über den beruflichen Alltag bis hin zur Freizeitgestaltung hat die Digitalisierung alte Gewohnheiten auf den Kopf gestellt und neue, zuvor undenkbare Möglichkeiten geschaffen. Was sich mit 5G alles ändern wird, ist heute, kurz nach seiner Einführung, nicht seriös vorauszusehen. Sicher ist lediglich: wer sich dem Fortschritt nicht in den Weg stellen will, kommt um 5G nicht herum.
Die mit dem neuen Standard verbundenen Fragen, Unsicherheiten und Ängste der Menschen gilt es natürlich zu berücksichtigen. Was die Strahlungsintensität angeht, gilt nach wie vor: die Richtwerte in der Schweiz gehören zu den strengsten weltweit. Der Einfluss von in Zukunft zum Einsatz kommenden Frequenzen auf Mensch und Umwelt gilt es, gründlich und unabhängig zu untersuchen - auch in diesem Bereich darf man sich jedoch hierzulande auf seriöse Forschung und Publikation verlassen.
Anders als mitunter behauptet, birgt die Einführung von 5G übrigens die Möglichkeit, die individuelle Strahlenbelastung zu senken - durch gezielteres Ansteuern von Endgeräten und die Abschaltung der Netze bei Nichtbenutzung. Zudem sind die neu zu installierenden Antennen nicht die eigentlichen Erzeuger von Strahlung: das sind die Smartphones selbst.
Wer in einem Funkloch zwei Minuten lang mit dem Handy am Ohr telefoniert, hat sich der zigtausendfachen Strahlendosis ausgesetzt, mit der sie oder er im städtischen Alltag konfrontiert wird. Auch hier hat 5G das Potential, strahlungsmindernd zu wirken, indem die Empfängergeräte mit weniger Energie dieselbe oder sogar eine bessere Verbindung zum Netz aufbauen können.
Nicht besonders sinnvoll und zielführend sind im Zusammenhang der Einführung von 5G die Argumente, die von den Marketingabteilungen der Hauptplayer vornehmlich ins Feld geführt werden: worin genau der Vorteil liegen soll, 4K-Blockbuster noch schneller als bisher herunterzuladen, will sich vielen Bürgerinnen und Bürgern nicht so recht erschliessen. Nicht zu Unrecht: im Alltag wird den Vorteil kaum jemand zur Kenntnis nehmen.
Sehr wohl von Vorteil für die an der Schwelle ihrer Realisierung stehenden Zukunftstechnologien ist es, wenn die Reaktionszeiten von ans Internet of Things angeschlossenen Geräte signifikant sinken: wenn das selbstfahrende Auto eine Viertelsekunde früher das Bremsmanöver einleitet, entscheidet das ggf. zwischen Schreck und schwerem Unfall. Bald schon können Menschen sich vom Chirurg ihres Vertrauens operieren lassen, ohne auf demselben Kontinent zu leben: auch dies setzt schnellstmögliche und maximal verlässliche Konnektivität voraus, wie nur 5G sie bietet.
Viele Sorgen und Ängste basieren auf dem Gefühl, nicht genug von einer Materie zu verstehen, um ihre Funktionalität und Auswirkungen begreifen zu können. Das gilt für den Mobilfunk ebenso wie für zahllose andere Technologien. Menschen beeinflussen ihre Umwelt und verbrauchen Ressourcen - das war so und wird, solange es unsere Spezies auf dem Planeten gibt, wohl auch so bleiben.
Auch die Einführung von 5G wird Folgen haben - viele Positive und womöglich auch einige Negative. Nach bestem aktuellen Forschungsstand gehören der Untergang der Menschheit, das Aussterben von Vögeln und Insekten und Krebsepidemien jedoch zu den mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auszuschliessenden Konsequenzen.
Wenn man es mit offenen Augen betrachtet, birgt 5G viel mehr das Potential, den schädlichen Einfluss, den wir auf unsere Umwelt haben, weiter zu reduzieren und das Zusammenleben von bald 10 Milliarden Menschen in vornehmlich urbanen Gebieten deutlich zu verbessern.
Falls sich herausstellt, dass die Bienen sich wegen 5G wirklich verirren, muss man eingreifen. Alles abzublasen, bevor irgendetwas wissenschaftlich bewiesen und belegt ist, wäre jedoch ein eher absurder Vorgang.